Samstag, 15. Juni 2013

[Rezension] Sarah Kuttner - Wachstumsschmerz

Verlag: Fischer TB

ISBN: 9783596194179

Seitenzahl: 288 Seiten

Klappentext:

Wann ist denn nur alles so kompliziert geworden?
Luise und Flo sind ein Paar und beschließen, endlich erwachsen zu werden. Sie suchen eine Wohnung, ziehen zusammen, schaffen sich ein gemeinsames Bett an und tanzen zu Manfred Krug durch ihre neuen Zimmer. Doch nach kurzer Zeit stehen sie im Flur nebeneinander wie zwei an der Raststätte vergessene Kinder. Luise hat das Gefühl, nur Erwachsen zu spielen. Irgendwie ist dieses Leben falsch. Als ob jemand plötzlich alles verwandelt hätte, die Regeln geändert für das Leben, ab dreißig oder so. Quarterlife crisis: Darf man die zahllosen Möglichkeiten des Lebens einfach ignorieren und wie ungebetene Gäste vor der Tür stehen lassen? Wie kann man der Liebe vertrauen, wenn man nicht mal sich selbst vertraut? Wie konnte die Zeit nur so schnell vergehen? Und was fangen wir mit den nächsten zwei Dritteln des Lebens an? So berührend wie lustig, ernsthaft und schlau erzählt Sarah Kuttner von der Sehnsucht und der Angst, ein eigenes, richtiges, erwachsenes Leben zu haben.

Der erste Eindruck:

Von Sarah Kuttners „Mängelexemplar“ war ich so begeistert, dass ich auch unbedingt ihren zweiten Roman lesen wollte. Das Cover ist schlicht gehalten aber beschreibt genau  die Situation der Protagonistin.

Rezi:

Luise und Flo sind seit langem ein Paar, sie sind die neue dreißiger Generation. Cool, modern und immer auf der Suche, fragt sich nur wonach sucht Luise eigentlich? Luise arbeitet als Herrenschneiderin und Flo Manager einer Kletterhalle, beide haben ihre eigenen Wohnungen und beschließen zusammen zu ziehen, endlich erwachsen werden und gemeinsam nach neuen Zielen zu suchen. Die Wohnungssuche im hippen Berlin erweist sich als schwierig, aber Flo scheint das nicht zu stören, denn eigentlich fanden die beiden ihr Leben bisher gut, so wie es war. Als Luise dann doch endlich eine Wohnung findet, entscheiden sie sich ein Stück Unabhängigkeit zu bewahren und für jeden einen Rückzugsort zu schaffen. Als das nicht gelingt, bekommt Luise erste Zweifel. Warum soll man immer das machen was von einem erwartet wird? Muss man mit 30 schon erwachsen sein?  Als sich die Gedanken in ihrem Kopf verdichten, bittet sie Flo um eine 4 wöchige Beziehungspause. Er zieht zu seinem Freund und Luise bleibt allein in der gemeinsamen Wohnung zurück. Aber war es wirklich das was sie wollte?

Sarah Kuttners Schreibstil ist für manchen sicher gewöhnungsbedürftig, wenn man aber erst einmal ein paar Seiten gelesen hat, kommt man auch mit dem neumodischen Slang zurecht. Sie trifft mit „Wachstumsschmerz“ mal wieder genau den Nagel auf den Kopf, in dem sie all diejenigen anspricht die mit Mitte 20 bis 30 noch nicht genau wissen, was sie wollen bzw. die nicht akzeptieren was ihnen vorgeschrieben wird. Auch mir geht es manchmal so und ich konnte mich sehr oft gut in Luises wirre Gedankengänge hineinversetzen. Das Buch besteht aus kurzen „Memos“  in denen die Protagonistin ihr Leben nach der Trennung beschreibt. In dem sie diese Memos direkt an Flo richtet, bekommt man den direkten Einblick in ihr Gefühlschaos. Die längeren Kapitel beschreiben wie die beiden ihr Leben vor der Krise meistern und schildern wie es überhaupt so weit kommen konnte.


Ein sehr gefühlsbetonter, scharfsinniger und kreativer Roman in dem die Autorin versucht die Sinneskrise und die Selbstzweifel der Young Generation zu verdeutlichen.

4 von 5 Herzen

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